Der Beruf als Erziehungswissenschaftler bietet vielfältige Tätigkeiten und verschiedene Perspektiven, wobei es vordergründig um Kinder und Jugendliche, sowie um erwachsene Menschen in bestimmten Lebenssituationen geht. Wer sich für diesen Beruf interessiert, erhält hier einen umfassenden Überblick vom Studium über die Tätigkeitsbeschreibung bis hin zu Gehältern und Perspektiven.
Was macht man als Erziehungswissenschaftler?
Der Erziehungswissenschaftler bekleidet einen Beruf, der eng mit der Pädagogik verbunden ist und häufig damit verwechselt wird. Bei beiden geht es darum, sich mit der Erziehung sowie Bildung auseinanderzusetzen.
Während sich die Pädagogik aber auf sämtliche Erziehungsbereiche konzentriert und als Überbegriff für verschiedene Erziehungsberufe steht, verbindet ein Erziehungswissenschaftler pädagogische Aufgaben mit praxisnaher Forschung zu wissenschaftlichen Zwecken.
Dabei ist die Erziehungswissenschaft eher als Studienbezeichnung zu betrachten, der auch Türen in die Pädagogik-Bereiche öffnet, wo erforschte, wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen sind. Das Ziel von Erziehungswissenschaftlern ist es, Gründe für bestimmte Lebenssituationen zu erforschen, Lösungskonzepte zu erstellen sowie Strategien umzusetzen, um die Lage von Menschen in bestimmten/schwierigen Lebenssituationen zu verbessern und sie im Idealfall in gesellschaftliche Lebensbereiche (zurück) zu integrieren.
Wie läuft das Studium zum Erziehungswissenschaftler ab?
Für das Studium zum Erziehungswissenschaftler stehen verschiedene Hochschulen und Universitäten zur Verfügung. Diese erfordern bestimmte Zugangsvoraussetzungen, wobei der Beruf auch einer persönlichen Eignung bedarf.
Voraussetzungen
Für die Aufnahme eines Studiums im Bereich Erziehungswissenschaften wird in der Regel die Allgemeine Hochschulreife oder Fachhochschulreife vorausgesetzt. In einigen Fällen können auch Vorkenntnisse in Mathematik, Sozialwissenschaften oder Biologie von Vorteil sein. Je nach Hochschule kann zudem ein Numerus Clausus (NC) gelten.
Für ein duales Studium ohne Abitur gibt es alternative Zugangsmöglichkeiten. Dazu zählen eine abgeschlossene Berufsausbildung – idealerweise in einem verwandten Fachbereich – sowie eine festgelegte Anzahl an Jahren an Berufserfahrung. Dabei kann ein bestimmter Mindestnotendurchschnitt erforderlich sein.
In seltenen Fällen kann der Zugang zum Studium auch durch einen erfolgreich absolvierten Eignungstest oder ein Bewerberauswahlgespräch ermöglicht werden. Die genauen Anforderungen variieren dabei je nach Hochschule und Studienmodell.
Dauer und Aufbau
Ein Vollzeit-Studium zum Erziehungswissenschaftler mit “Bachelor of Arts”, kurz B.A., dauert sechs Semester (drei Jahre). Beim dualen Studium erhöht sich die Studiendauer um durchschnittlich ein bis zwei Halbjahre auf sieben bis acht Semester. Berufsbegleitende Studiengänge können sich neben einer Berufsausübung auf eine Dauer von mindestens acht Semestern (vier Jahre) erstrecken, wobei dies situationsabhängig ist und auch weit darüber hinaus liegen kann.
Das Studium der Erziehungswissenschaften ist modular aufgebaut und vereint theoretische Inhalte mit praxisorientierten Inhalten. In den ersten beiden Semestern stehen grundlegende Themen wie die Einführung in die Erziehungswissenschaft, Bildungs- und Sozialwissenschaften auf dem Studienplan. Ein wichtiger Bestandteil des Studiums ist zudem die Vermittlung empirischer Methoden. Dazu gehören Forschungsmethoden, Statistik und Datenanalyse sowie empirische Sozialforschung. Zur Vertiefung der Studieninhalte wählen die Studierenden im dritten Semester aus Schwerpunktthemen aus, darunter z.B. Erwachsenenbildung, Sozialpädagogik, Bildungspolitik. In dieser Studienphase folgen erste praxisnahe Projekte.
In den letzten beiden Semestern absolvieren die Studierenden Praktika in Bildungseinrichtungen sowie Projektarbeiten, führen empirische Forschungsarbeiten durch und können sich in Wahlpflichtmodulen auf verschiedene Bereiche wie beispielsweise Erwachsenenbildung, Medienpädagogik oder Bildungsmanagement spezialisieren. Das Studium wird mit einer Bachelorarbeit abgeschlossen.
Inhalte des Studiums
Welche Inhalte präzise vorliegen, hängt von der Hochschule/Uni, dem Bundesland und den Studiengängen ab. Als Basisgrundlagen zählen zur bundesweiten Orientierung aber folgende:
- Pädagogische Psychologie
- Unterrichts- und Schulforschung
- Lehrkunst und -praxis sowie Verfahrens- und Arbeitsweisen
- Gesellschaftlich-kulturell bezogene Bildungssoziologie
- Frühkindliche Pädagogik (Alter zwischen 0 und 6 Jahren)
- Sonderpädagogik
- Erwachsenenbildung und Weiterbildungen mit Schwerpunkten, wie beispielsweise Schul- und Berufsausbildungspädagogik oder Schulrecht
Beispielhaft werden in der nachfolgenden Tabelle die Studiumsinhalte im Bachelorstudium an der Universität zu Köln dargestellt:
Modul
Inhalte
Credit Points (ECTS)
Erziehungswissenschaft
60
Basismodule (BM)
27
Aufbaumodule (AM)
33
Psychologie
30
Basismodule (BM)
(4 von 5)
24
Aufbaumodule (AM)
(1 von 2)
6
Sozialwissenschaften
27
Basismodule (BM)
(2 von 3)
18
Aufbaumodul (AM)
9
Schwerpunktmodule (SM)
2 große (a) oder 1 großes (a) + 2 kleine (b) Module
24
Ergänzungsmodul
15
Studium Integrale
Folgende Themengebiete stehen zur Auswahl:
12
Bachelorarbeit
12
Gesamt
180
Passt das Studium als Erziehungswissenschaftler zu mir?
Für eine erfolgreiche und erfüllende Laufbahn im Beruf des Erziehungswissenschaftlers, sind neben einem ausgeprägten Interesse an sozialwissenschaftlichen und pädagogischen Themen, starke Kommunikationsfähigkeiten, Empathie und respektvolle Umgangsformen wichtig, um mit Menschen unterschiedlicher Hintergründe professionell und verständnisvoll zu interagieren. Problemlösungsorientiertes Handeln sowie psychische Belastbarkeit sind ebenfalls wichtige Eigenschaften, die für eine erfolgreiche Tätigkeit im erziehungswissenschaftlichen Bereich unverzichtbar sind.
Stellenangebote
Erziehungswissenschaftler – Gehalt im Studium
Erziehungswissenschaften sind rein als theoretisches Studium zu betrachten, für das kein Ausbildungsgehalt vorgesehen ist. Auch für das inkludierte Pflichtpraktikum entfällt in der Regel eine Ausbildungsvergütung. Dies obliegt allerdings dem jeweiligen Praktikumsbetrieb, ob dieser eine Vergütung für den dort erbrachten Arbeitseinsatz leistet.
Es gibt aber Möglichkeiten von Finanzierungen für die Zeit während eines Studiums, von denen manche bestimmten Bedingungen unterliegen. Dies sind die klassischen Finanzierungsmöglichkeiten für Studenten:
- BAföG
- Stipendium
- Duales oder berufsbegleitendes Studium mit Einkünften aus zusätzlicher Arbeitstätigkeit
- Nebenjob während Vollzeit-Studium
- Praktikum als Werkstudent absolvieren oder als Alternative für einen Nebenjob
Erziehungswissenschaftler – Gehalt im Berufsleben
Das Gehalt von Erziehungswissenschaftlern variiert teils stark je nach Bundesland, Berufserfahrung, Qualifikation, Art der Einrichtung und Position. Das durchschnittliche Gehalt liegt bei rund 4.260 € brutto pro Monat. In tarifgebundenen Einrichtungen orientiert sich das Gehalt meist am Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) oder dem Tarifvertrag der Länder (TV-L). In der freien Wirtschaft oder bei privaten Bildungseinrichtungen kann das Gehalt entsprechend variieren.
Wie sieht das Berufsleben als Erziehungswissenschaftler aus?
Der Berufsalltag eines Erziehungswissenschaftlers ist sehr vielseitig und hängt stark vom jeweiligen Arbeitsbereich ab. Die Tätigkeiten umfassen jedoch stets administrative Aufgaben, wie die Dokumentation und Analyse der durchgeführten Maßnahmen gleichermaßen.
Aufgaben als Erziehungswissenschaftler
Ein Erziehungswissenschaftler beschäftigt sich mit wissenschaftlichen Untersuchungen, der Entwicklung innovativer Lehrmethoden sowie der Erstellung und Auswertung von Bildungsstudien. Darüber hinaus nimmt die pädagogische Arbeit einen wichtigen Stellenwert ein. Dazu gehört beispielsweise die direkte Betreuung und Förderung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen oder die Beratung von Eltern, Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften.
In der Sozial- und Integrationspädagogik kooperieren Erziehungswissenschaftler mit Behörden, konzipieren Maßnahmen zur Prävention und Integration und führen umfassende Analysen durch. In der Unternehmens- und Personalentwicklungspädagogik liegt der Fokus auf der Evaluierung von Bildungsprozessen, der Beratung von Unternehmen zu Lern- und Entwicklungsstrategien sowie der Planung und Umsetzung von Weiterbildungsmaßnahmen. Administrative Aufgaben wie Dokumentation, Analyse und Qualitätskontrolle sind in allen Bereichen essenziell.
Wo kann man als Erziehungswissenschaftler arbeiten?
Erziehungswissenschaftler haben vielfältige Berufsmöglichkeiten in verschiedenen Branchen. Zu unterteilen sind sie in öffentlichen Dienst und Privatwirtschaft.
Nachfolgend einige Beispiele von möglichen Arbeitgebereinrichtungen und Unternehmen:
- Privat- und staatliche Schulen, Hochschulen und Universitäten
- Volkshochschulen und Akademien für Erwachsenenbildung
- Jugend- und Gesundheitsämter
- Soziale Einrichtungen, wie beispielsweise Familienhilfe, Erziehungsberatungsstellen
- Inklusions- und Integrationseinrichtungen
- Wissenschaftliche Institute
- Schul- und Bildungs- sowie Familien-Ministerien
Arbeitszeiten
Die Arbeitszeiten basieren auf dem jeweiligen Tätigkeitsbereich. Überwiegend liegen die Arbeitszeiten zu den üblichen Bürozeiten von montags bis freitags zwischen 7.00 morgens und 19.00 abends. Insbesondere in sozialen Einrichtungen, in Bereichen der Erwachsenenbildung sowie bei Unternehmensberatungen ist auch Wochenendarbeit keine Seltenheit.
Stellenangebote
Welche Berufsperspektiven hat man als Erziehungswissenschaftler?
Der Beruf eines Erziehungswissenschaftlers bietet reichlich und vielseitige Perspektiven, die letztlich aber stark von den Spezialisierungen und Weiterbildungen/Zusatzqualifikationen abhängen. Gesucht werden Erziehungswissenschaftler speziell als Berater und Konzeptionist in sozialen, integrativen sowie politischen Erziehungs- und Bildungseinrichtungen. Auch in der Früh- und Vorschulpädagogik sowie in Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtungen sowie Jugendausbildungsberatungsstellen und generell in der sozialen Arbeit fehlt es dringend an Fachkräften.
Fort- und Weiterbildung
Mit Fort- und Weiterbildungen steigen nicht nur die Möglichkeiten eines Tätigkeitsausbaus, sondern in der Regel auch das Gehalt. Dies sind einige Beispiele:
- Master-Studium für Dozenten- und Ausbildungstätigkeit erhöht Chancen auf Führungspositionen, insbesondere in wissenschaftlichen Instituten
- Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen erweitert die Chancen in sozial-medizinischen Bereichen
- Mediator mit Spezialisierung auf Konfliktmanagement
Passende Jobs
Passende Jobs im Themenfeld Erziehung findet man bei Sozial-Karriere. Hier gibt es Jobs als Erziehungswissenschaftler, Jobs als Erzieher und Jobs in der Jugend- und Heimerziehung.