Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer übernehmen eine zentrale Rolle in der Bildung und Erziehung von Kindern. Sie legen die Grundlage für die schulische und persönliche Entwicklung und begleiten ihre Schüler durch die ersten vier Schuljahre. Dabei sind sie nicht nur Lehrende, sondern auch wichtige Bezugspersonen.
Was macht man als Grundschullehrer?
Grundschullehrer vermitteln den Kindern grundlegende Fertigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Zusätzlich führen sie sie in gesellschaftliche und naturwissenschaftliche Themen ein. Anders als Lehrer an weiterführenden Schulen unterrichten Grundschullehrer meist alle Hauptfächer innerhalb einer Klasse. Ausnahmen sind oft Sport, Musik oder Religion, die von Fachlehrern übernommen werden.
Neben der Wissensvermittlung nehmen Grundschullehrer auch eine erzieherische Funktion wahr. Sie fördern soziale Kompetenzen wie Respekt, Teamarbeit und Konfliktbewältigung und helfen den Kindern, sich in der neuen Schulwelt zurechtzufinden. Dies erfordert Einfühlungsvermögen, Geduld und Kreativität.
Wie läuft das Studium zum Grundschullehrer ab?
Das Studium zum Grundschullehrer ist mehrstufig aufgebaut und kombiniert theoretisches Wissen mit praktischer Erfahrung. Es beginnt mit einem Bachelorstudium (6 Semester), das grundlegende Kompetenzen in Bildungswissenschaften, Didaktik und den beiden Pflichtfächern Deutsch und Mathematik vermittelt. Ein weiteres Fach oder ein Lernbereich wie Sachunterricht, Kunst oder Musik wird häufig als Wahlpflichtfach ergänzt.
Im Bachelor sind auch erste Praxisphasen integriert, darunter das Eignungs- und Orientierungspraktikum, das Studierende auf den Schulalltag vorbereitet. Nach dem Bachelor folgt das Masterstudium (4 Semester). Hier vertiefen die Studierenden ihr Wissen in Fachdidaktik und Pädagogik und absolvieren ein mehrmonatiges Praxissemester, in dem sie unter Anleitung von erfahrenen Lehrern selbst unterrichten.
Nach dem Master of Education folgt das Referendariat (18 bis 24 Monate), das als praktische Ausbildung an Schulen stattfindet. Während dieser Zeit übernehmen die angehenden Lehrer zunehmend eigenständig Unterricht. Mit dem zweiten Staatsexamen schließen sie ihre Ausbildung ab und sind voll ausgebildete Grundschullehrer.
Master oder doch Staatsexamen?
In Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen unterscheidet sich die Lehramtsausbildung von anderen Bundesländern in Deutschland. Statt eines Abschlusses mit dem Master of Education wird hier das erste Staatsexamen als Abschluss des Lehramtsstudiums erworben. Dieses 1. Staatsexamen dient als Zugangsvoraussetzung für den anschließenden Vorbereitungsdienst (Referendariat) und bildet eine zentrale Prüfungsstufe auf dem Weg zum 2. Staatsexamen und der daraus hervorgehenden Lehrbefähigung.
Zugangsvoraussetzungen für eine Grundschullehrer-Ausbildung
Für das Studium des Grundschullehramts wird in der Regel die Allgemeine Hochschulreife oder die Fachhochschulreife vorausgesetzt. Doch auch Bewerber mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung im pädagogischen Bereich können in einigen Bundesländern zugelassen werden. Die Regelungen unterscheiden sich je nach Land:
- Baden-Württemberg: Bewerber mit einschlägiger Berufsausbildung (wie Erzieher) können unter bestimmten Bedingungen über die sogenannte “Beruflich Qualifizierten Quote” ohne Abitur zugelassen werden.
- Bayern: Eine abgeschlossene Berufsausbildung im pädagogischen Bereich plus dreijährige Berufserfahrung ermöglicht den Zugang zum Studium über die Hochschulzugangsprüfung.
- Berlin: Beruflich Qualifizierte können über eine Eignungsprüfung oder durch einschlägige Berufserfahrung Zugang erhalten.
- Nordrhein-Westfalen: Personen mit Fachhochschulreife oder einer pädagogischen Berufsausbildung und mindestens dreijähriger Berufserfahrung können an Fachhochschulen und Universitäten studieren.
- Sachsen: Bewerber mit abgeschlossener Berufsausbildung und mindestens zwei Jahren Berufserfahrung im pädagogischen Bereich können ebenfalls zugelassen werden, sofern sie eine Hochschulzugangsprüfung absolvieren.
- Hessen und Rheinland-Pfalz: Hier können auch beruflich Qualifizierte mit einer Fortbildung, z. B. als Meister, Erzieher oder Fachwirt, zum Studium zugelassen werden.
Praktische Vorerfahrungen wie ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), ein Schulpraktikum oder ein Engagement in der Kinder- und Jugendarbeit werden in allen Bundesländern empfohlen und können die Zulassungschancen erhöhen. Genauere Informationen bieten die jeweiligen Hochschulen und Kultusministerien.
Lehrermangel: Quereinstieg als Lösung
Rund 12 Prozent der neu eingestellten Lehrkräfte in Deutschland hatten 2023 keine klassische Lehramtsausbildung. Besonders in Mangelfächern wie MINT wird der Quereinstieg zur Regel. In Berlin sind zwei Drittel der neuen Lehrkräfte Quereinsteiger. Ostdeutsche Bundesländer wie Sachsen-Anhalt verzeichnen Spitzenwerte: Hier kommen 46,7 Prozent der Lehrkräfte über alternative Wege.
Dauer und Aufbau
Das Studium gliedert sich in einen Bachelor- und einen Masterabschluss. Die Regelstudienzeit beträgt insgesamt acht bis zehn Semester. Anschließend folgt das Referendariat (Vorbereitungsdienst), das je nach Bundesland zwischen 18 und 24 Monaten dauert. Während dieser Zeit sammeln die angehenden Lehrkräfte praktische Erfahrungen im Unterricht und werden durch erfahrene Mentoren begleitet.
In einigen Bundesländern wie Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wird statt des Masters das erste Staatsexamen nach sieben bis acht Semestern abgelegt. Das darauffolgende Referendariat dauert dort in der Regel zwischen 16 und 18 Monaten und endet mit dem zweiten Staatsexamen.
In Summe dauert das gesamte Studium mit Vorbereitungsdienst, je nach Studienort, um die 6 bis 7 Jahre.
Hier eine Übersicht des Studienaufbaus, der Universitäten und des Abschlusses nach Bundesland:
Bundesland Studienorte Aufbau Abschluss Baden-Württemberg Heidelberg, Freiburg, Tübingen, Karlsruhe, Stuttgart Bachelor (6 Semester) + Master of Education (4 Semester) + 18 Monate Vorbereitungsdienst Master of Education (anerkannt als Erstes Staatsexamen) + Zweites Staatsexamen (nach Vorbereitungsdienst) Bayern München, Erlangen-Nürnberg, Würzburg, Augsburg Staatsexamen (7 Semester) + 24 Monate Vorbereitungsdienst. Erstes Staatsexamen (nach Studium) + Zweites Staatsexamen (nach Vorbereitungsdienst) Berlin Humboldt-Universität, Freie Universität Bachelor (6 Semester) + Master of Education (4 Semester) + 18-monatige Vorbereitungsdienst Master of Education (anerkannt als Erstes Staatsexamen) + Zweites Staatsexamen (nach Vorbereitungsdienst) Brandenburg Universität Potsdam Bachelor (6 Semester) + Master of Education (4 Semester) + 18-monatige Vorbereitungsdienst Master of Education (anerkannt als Erstes Staatsexamen) + Zweites Staatsexamen (nach Vorbereitungsdienst) Bremen Universität Bremen Bachelor (6 Semester) + Master of Education (4 Semester) + 18-monatige Vorbereitungsdienst Master of Education (anerkannt als Erstes Staatsexamen) + Zweites Staatsexamen (nach Vorbereitungsdienst) Hamburg Universität Hamburg Bachelor (6 Semester) + Master of Education (4 Semester) + 18-monatige Vorbereitungsdienst Master of Education (anerkannt als Erstes Staatsexamen) + Zweites Staatsexamen (nach Vorbereitungsdienst) Hessen Frankfurt, Gießen, Kassel, Marburg Bachelor (6 Semester) + Master of Education (4 Semester) + 18-monatige Vorbereitungsdienst Master of Education (anerkannt als Erstes Staatsexamen) + Zweites Staatsexamen (nach Vorbereitungsdienst) Mecklenburg-Vorpommern Universität Rostock Bachelor (6 Semester) + Master of Education (4 Semester) + 18-monatige Vorbereitungsdienst Master of Education (anerkannt als Erstes Staatsexamen) + Zweites Staatsexamen (nach Vorbereitungsdienst) Niedersachsen Göttingen, Hannover, Osnabrück, Oldenburg Bachelor (6 Semester) + Master of Education (4 Semester) + 18-monatige Vorbereitungsdienst Master of Education (anerkannt als Erstes Staatsexamen) + Zweites Staatsexamen (nach Vorbereitungsdienst) Nordrhein-Westfalen Aachen, Köln, Münster, Dortmund, Duisburg-Essen Bachelor (6 Semester) + Master of Education (4 Semester) + 18-monatige Vorbereitungsdienst Master of Education (anerkannt als Erstes Staatsexamen) + Zweites Staatsexamen (nach Vorbereitungsdienst) Rheinland-Pfalz Koblenz, Landau, Mainz Bachelor (6 Semester) + Master of Education (2 Semester) + 18-monatige Vorbereitungsdienst Master of Education (anerkannt als Erstes Staatsexamen) + Zweites Staatsexamen (nach Vorbereitungsdienst) Saarland Saarbrücken Bachelor (6 Semester) + Master of Education (2-4 Semester je nach Lehramtstyp) + 18-monatige Vorbereitungsdienst Master of Education (anerkannt als Erstes Staatsexamen) + Zweites Staatsexamen (nach Vorbereitungsdienst) Sachsen Leipzig, Dresden, Chemnitz Staatsexamen (8 Semester) + 18-monatige Vorbereitungsdienst Erstes Staatsexamen (nach Studium) + Zweites Staatsexamen (nach Vorbereitungsdienst) Sachsen-Anhalt Halle Staatsexamen (8 Semester) + 18-monatige Vorbereitungsdienst Erstes Staatsexamen (nach Studium) + Zweites Staatsexamen (nach Vorbereitungsdienst) Schleswig-Holstein Kiel, Flensburg Bachelor (6 Semester) + Master of Education (4 Semester) + 18-monatige Vorbereitungsdienst Master of Education (anerkannt als Erstes Staatsexamen) + Zweites Staatsexamen (nach Vorbereitungsdienst) Thüringen Erfurt Staatsexamen (8 Semester) + 18-monatige Vorbereitungsdienst Erstes Staatsexamen (nach Studium) + Zweites Staatsexamen (nach Vorbereitungsdienst)
Inhalte des Studiums
Das Studium umfasst Bildungswissenschaften, Erziehungswissenschaften, Didaktik sowie die Wahlpflichtfächer. Deutsch und Mathematik sind dabei verpflichtend. Häufig wird ein drittes Fach gewählt, etwa Englisch, Kunst oder Sachunterricht. Darüber hinaus spielen Themen wie Inklusion, Diversität und Medienbildung eine immer größere Rolle.
Passt das Studium als Grundschullehrer zu mir?
Das Studium eignet sich für Menschen, die Freude an der Arbeit mit Kindern haben und sich für Bildung und Erziehung begeistern. Belastbarkeit und die Fähigkeit, auch in schwierigen Situationen ruhig zu bleiben, sind ebenfalls wichtige Eigenschaften. Wer gerne organisiert und kreativ arbeitet, findet in diesem Beruf viele Gestaltungsmöglichkeiten.
Grundschullehrer Ausbildung – Gehalt
Während des Studiums erhalten angehende Grundschullehrer in der Regel keine Vergütung. Im Referendariat verdienen sie je nach Bundesland und Ausbildungsstand zwischen 1.400 und 1.500 Euro brutto monatlich. Zusätzlich können Förderprogramme wie BAföG oder Stipendien in Anspruch genommen werden.
Grundschullehrer – Gehalt im Berufsleben
Das Gehalt von Grundschullehrern hängt davon ab, ob sie angestellt oder verbeamtet sind. Verbeamtete Lehrkräfte beginnen meist in der Besoldungsgruppe A12, mit einem Einstiegsgehalt zwischen 3.500 und 4.100 Euro brutto monatlich. Mit zunehmender Berufserfahrung steigt das Gehalt. In einigen Bundesländern erfolgt die Eingruppierung in A13, wodurch das Gehalt entsprechend höher ausfällt. Grundschullehrer können verbeamtet werden, wenn sie die deutsche oder EU-Staatsangehörigkeit besitzen, das Lehramtsstudium und das Referendariat erfolgreich abgeschlossen haben, gesundheitlich geeignet sind und keine Vorstrafen vorliegen. Die Altersgrenze variiert je nach Bundesland.
Nicht verbeamtete Grundschullehrer sind im öffentlichen Dienst angestellt und werden nach dem Tarifvertrag der Länder (TV-L) bezahlt. Das Einstiegsgehalt liegt hier meist zwischen 3.200 und 3.800 Euro brutto monatlich, je nach Entgeltgruppe und Berufserfahrung. Auch hier sind Gehaltssteigerungen mit wachsender Erfahrung möglich, allerdings fallen die Netto-Vergütungen aufgrund von Sozialabgaben etwas niedriger aus als bei verbeamteten Lehrkräften.
Wie sieht das Berufsleben als Grundschullehrer aus?
Das Berufsleben eines Grundschullehrers ist abwechslungsreich und anspruchsvoll. Der Alltag beginnt oft früh morgens mit der Unterrichtsvorbereitung, gefolgt von Klassenunterricht, der meist 25 bis 27 Stunden pro Woche umfasst. Grundschullehrer unterrichten oft alle Hauptfächer in ihrer Klasse, was eine umfassende Planung und Flexibilität erfordert. Neben der Wissensvermittlung stehen auch pädagogische und erzieherische Aufgaben im Vordergrund, etwa die Förderung sozialer Kompetenzen und die Unterstützung bei individuellen Lernschwierigkeiten.
Ein wesentlicher Bestandteil des Berufs ist die Kommunikation mit Eltern, um den Fortschritt und Unterstützungsbedarf der Kinder zu besprechen. Hinzu kommen Verwaltungsaufgaben wie die Dokumentation von Schülerleistungen, die Erstellung von Zeugnissen und die Organisation von Projekten oder Ausflügen.
Die Arbeitszeit geht oft über den Unterricht hinaus, da auch Korrekturen und Vorbereitungen in den Abendstunden oder am Wochenende anfallen. In den Ferien bleibt Zeit für Erholung, jedoch auch für Fortbildungen und langfristige Planungen.
Aufgaben als Grundschullehrer
Grundschullehrer sind vielseitig tätig. Sie bereiten Unterricht vor, unterrichten die Kernfächer wie Deutsch und Mathematik und fördern Kinder individuell durch Förderpläne und Lernhilfen. Neben der Wissensvermittlung gehört die Erziehung der Kinder zu Teamarbeit, Respekt und Konfliktbewältigung zu ihren Aufgaben. Sie bewerten Schülerleistungen, korrigieren Arbeiten und führen Elterngespräche, um über Fortschritte und Fördermaßnahmen zu informieren. Weiterhin organisieren sie Projekte, Ausflüge und Klassenfahrten, betreuen Schüler in Pausen und entwickeln neue pädagogische Konzepte. Grundschullehrer arbeiten auch an der Schulentwicklung mit und nehmen an Konferenzen und Fortbildungen teil. Ihre Arbeit erfordert Geduld, Empathie und Organisationstalent.
Grundschullehrer/in Stellenangebote
Wo kann man als Grundschullehrer arbeiten?
Grundschullehrer arbeiten vor allem an staatlichen oder privaten Grundschulen. Weitere mögliche Einsatzorte sind Internate, Förderzentren oder Schulen mit speziellen pädagogischen Konzepten, wie Montessori- oder Waldorfschulen.
Arbeitszeiten
Die reguläre Unterrichtszeit beträgt etwa 27 Stunden pro Woche, doch hinzu kommen Vorbereitung, Korrekturen und Elterngespräche. Diese Tätigkeiten steigern die wöchentliche Arbeitszeit auf etwa 45 Stunden. Diese liegt aber auch stark an der eigenen Organisationsfähigkeit.
Achtung: Ferienzeit ist nicht nur Urlaub!
Es ist also ein weit verbreiteter Irrtum, dass Lehrer während der gesamten Ferienzeit frei haben. Neben Unterrichtsvorbereitungen nutzen sie diese Zeit für Fortbildungen, Konferenzen und organisatorische Aufgaben wie Korrekturen oder Vorbereitungen von Klassenarbeiten.
Welche Berufsperspektiven hat man als Grundschullehrer?
Der Lehrermangel sorgt für hervorragende Berufsaussichten. Grundschullehrer sind besonders gefragt, da die Schülerzahlen steigen und der Ausbau der Ganztagsbetreuung voranschreitet. Neben der Arbeit als Lehrkraft gibt es Aufstiegsmöglichkeiten, etwa in Leitungspositionen wie Schulleiter oder Fachberater.
Fort- und Weiterbildung
Lehrkräfte können sich in Bereichen wie Inklusion, Medienbildung oder Sprachförderung weiterbilden. Ein Masterabschluss oder eine Zusatzqualifikation ermöglicht zudem den Wechsel in andere Bildungsbereiche oder die Forschung.
Passende Jobs
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