Bewegung ist ein zentrales Element menschlicher Entwicklung. Genau hier setzt die Motopädie an: Sie verknüpft motorische, emotionale, soziale und kognitive Aspekte von Bewegung und nutzt sie gezielt in der pädagogischen und therapeutischen Arbeit.
Die Motopädie ist ein Berufsfeld an der Schnittstelle zwischen Therapie, Pädagogik und Psychomotorik. Wer Menschen mit Bewegungs- und Wahrnehmungsstörungen begleiten und individuell fördern möchte, findet als Motopädin oder Motopäde eine vielseitige und sinnstiftende Tätigkeit.
Was macht man als Motopäde?
Motopäden unterstützen Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit motorischen Entwicklungsauffälligkeiten, beachten bei ihrer Arbeit allerdings auch emotionale und soziale Aspekte. Durch bewegungsorientierte Übungen und gezielte Interaktionen helfen sie primär dabei motorische Defizite auszugleichen. Zudem geht es aber auch darum, das eigene Körperbewusstsein zu stärken, Handlungssicherheit zu gewinnen und soziale Kompetenzen zu entwickeln.
Zu den konkreten Aufgaben gehört für Motopäden:
- Durchführung und Auswertung motorischer Tests
- Befragung und Beobachtungen zur Diagnosestellung
- Entwicklung individueller Förderpläne für die zu betreuenden Kinder
- Förderung der motorischen Kompetenzen mit Hilfe von geplanten Übungen und Spielen
- Interdisziplinäres Arbeiten mit Ärzten und Therapeuten
- Anleitung und Beratung der Eltern
- Dokumentation der Fortschritte und Anpassung der individuellen Ziele
- Durchführung von Fortbildungen und Seminaren zum Thema motorische Entwicklung und Motopädagogik
Die Arbeit findet in Einzelsitzungen oder Gruppen statt und orientiert sich stets an den individuellen Bedürfnissen. Motopäden arbeiten interdisziplinär, zum Beispiel mit Ergotherapeuten, Logopäden, Psychologen oder Lehrkräften zusammen. Die Anwendungsfelder reichen von der Frühförderung bis zur Rehabilitation.
Wie läuft die Ausbildung zum Motopäden ab?
Die Ausbildung zum Motopäden ist kein klassischer bundesweiter Ausbildungsberuf. Vielmehr handelt es sich dabei um eine landesrechtlich geregelte berufliche oder berufsbegleitende Weiterbildung.
Die Weiterbildung richtet sich an Personen mit einem Abschluss im sozialen, therapeutischen oder pädagogischen Bereich und dauert in Vollzeit ein Jahr. Zudem ist auch eine berufsbegleitende Weiterbildung zum Motopäden möglich. Diese dauert dann in der Regel zwei Jahre.
Voraussetzungen für die Motopädie-Ausbildung
Vorausgesetzt wird in der Regel eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein Studium in einem einschlägigen Bereich, etwa Ergotherapie, Physiotherapie, Sozialpädagogik, Heilerziehungspflege oder Lehramt. Auch Berufserfahrung in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen oder Menschen mit Beeinträchtigungen ist oft erforderlich. Zusätzlich erwartet werden Interesse an Bewegungspädagogik, Einfühlungsvermögen und eine reflektierte Haltung im Umgang mit Kindern.
Dauer und Aufbau der Motopädie-Ausbildung
Die Dauer der Ausbildung variiert je nach Träger und Struktur zwischen einem und zwei Jahren. Die Weiterbildung erfolgt in Modulen, die sich in Theorie- und Praxisanteile gliedern. Unterricht findet meist an Wochenenden oder in Blockform statt. In den Praxisphasen sammeln die Teilnehmenden Erfahrungen in verschiedenen Arbeitsfeldern der Motopädie. In der Regel umfasst die Ausbildung rund 600 bis 900 Unterrichtsstunden.
Inhalte und Abschluss
Die Inhalte der Ausbildung zur Motopädie verbinden theoretisches Fachwissen mit praxisnaher Handlungskompetenz. Ziel ist das Verständnis für psychomotorische Prozesse zu entwickeln und wirksame Fördermaßnahmen planen und umsetzen zu können.
Die Ausbildungsinhalte umfassen folgende Bereiche:
- Grundlagen der Motorik und Bewegungsentwicklung
- Verständnis für kindliche Entwicklung und Lernprozesse
- Anwendung von Bewegungsspielen und -übungen
- Diagnostik und Förderplanung
- Kenntnisse in Pädagogik und Psychologie
- Arbeit mit speziellen Zielgruppen wie Kinder mit Bewegungsstörungen
- Methoden zur Förderung der motorischen Entwicklung
- Kommunikation und Beratung mit Eltern und Fachpersonal
- Umgang mit bestimmten Krankheitsbildern und Behinderungen
- Rechtliche und organisatorische Grundlagen
Am Ende der Weiterbildung folgt eine Abschlussprüfung zum staatlich anerkannten Motopäden.
Passt die Ausbildung zur Motopädie zu mir?
Die Weiterbildung richtet sich an Menschen mit Freude an Bewegung, Interesse an ganzheitlicher Entwicklungsförderung und der Bereitschaft zur intensiven Selbstreflexion. Wer empathisch ist, gerne mit verschiedenen Zielgruppen, vor allem mit Kindern und Jugendlichen, arbeitet und kreative Ansätze in die praktische Arbeit einbringen möchte, bringt gute Voraussetzungen mit.
Außerdem bedarf es in der Motopädagogik einem hohen Maß an Einfühlungsvermögen, einer guten Beobachtungsgabe und Reflexionsfähigkeit. Kreativität und körperliche Belastbarkeit runden das Profil des Motopädagogen ab.
Motopädie – Gehalt in der Ausbildung
Da es sich bei der Motopädie-Ausbildung um eine Weiterbildung handelt, erfolgt in der Regel keine Vergütung. Im Gegenteil: Für die Teilnahmefallen je nach Anbieter und Dauer zusätzliche Kosten an. Diese bewegen sich – je nach Umfang, Abschluss und Region – zwischen 2.000 Euro und 5.000 Euro. Zusätzlich können Kosten für Anfahrt, Unterkunft, Lehrmaterialien oder Praxisphasen entstehen.
Motopädie – Gehalt im Berufsleben
Das Einkommen von Motopäden ist stark vom jeweiligen Arbeitsfeld, Träger, der Berufserfahrung und der Region abhängig. Berufseinsteiger steigen in der Regel mit einem niedrigeren Gehalt ein als erfahrene Fachleute, die in der Regel mehr verdienen. Zusätzliche Qualifikationen und Weiterbildungen können dieses Gehalt weiter steigern.
In der Regel verdienen Einsteiger zwischen 2.700 Euro und 3.100 Euro brutto im Monat. Mit der Zeit pendelt sich das Gehalt bei 3.200 Euro bis 3.800 Euro ein. Im öffentlichen Dienst wird nach Tarif bezahlt, dann liegt das Gehalt zwischen 3.100 Euro und 4.300 Euro.
Motopäde/in Stellenangebote
Wie sieht der Berufsalltag als Motopäde aus?
Der Berufsalltag ist abwechslungsreich und stark praxisbezogen. Im Zentrum steht die Planung, Durchführung und Dokumentation motopädischer Einheiten. Je nach Einrichtung arbeitet der Motopäde mit Kindern in Kitas oder Schulen, mit Jugendlichen in der Jugendhilfe oder mit Erwachsenen in Reha-Zentren oder Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Die Arbeit erfolgt in enger Abstimmung mit Kollegen aus anderen Fachrichtungen. Neben der direkten Arbeit mit den Klienten sind auch Elterngespräche, Teamabsprachen und die Erstellung von Förderplänen Bestandteil des Alltags.
Wo kann man als Motopäde arbeiten?
Motopäden arbeiten in vielfältigen Einrichtungen des Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesens. Auch Tätigkeiten in ambulanten Praxen oder im freiberuflichen Bereich sind möglich. Je nach Schwerpunkt der Einrichtung arbeiten sie mit Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen und sind häufig Teil interdisziplinärer Teams.
Typische Einsatzorte sind:
- Kitas und Schulen
- Einrichtungen der Frühförderung
- Werkstätten für Menschen mit Behinderung
- Rehabilitationszentren
- Heilpädagogische Einrichtungen
- Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe
- Ambulante oder freie Praxen
Arbeitszeiten als Motopäde
Die Arbeitszeiten orientieren sich an den öffentlichen und sozialen Einrichtungen, in denen die meisten Motopäden tätig sind. Das bedeutet in der Regel Tagesarbeitszeiten von Montag und Freitag. In bestimmten Einrichtungen kann es zu Abendterminen oder gelegentlichen Wochenendveranstaltungen kommen.
Welche Berufsperspektiven hat man als Motopäde?
Die Nachfrage nach ganzheitlicher Entwicklungsförderung wächst. Motopäden sind vor allem in integrativen und inklusiven Arbeitsfeldern gefragt, wo individuelle Förderung und interdisziplinäres Arbeiten wichtig sind. Das Berufsfeld ist vielseitig, fachlich anspruchsvoll und bietet einen krisenfesten Arbeitsplatz.
Weiterbildung und Fortbildung
Nach der Ausbildung bestehen zahlreiche Möglichkeiten zur Spezialisierung, zum Beispiel in den Bereichen sensorische Integration, Traumabegleitung, Entspannungspädagogik oder psychomotorisches Arbeiten mit bestimmten Zielgruppen. Auch eine Weiterbildung in Heilpädagogik oder ein Studium, etwa in Sozialer Arbeit oder Psychomotorik, kann berufliche Perspektiven erweitern und Wege in Lehre, Forschung oder Leitung ermöglichen.
Passende Jobs
Passende Jobs als Motopäde findet man bei Sozial-Karriere. Hier gibt es Jobs als Motopäde, Heilpädagogik-Stellen, Stellenanzeigen für Heilerziehungspfleger und mehr.